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Hintergrundwissen & Orientierung

Was sind Serifen?
Was sind Serifen?

Serifen gehören zu den auffälligsten Merkmalen einer Schrift – und gleichzeitig zu den meistübersehenen. Für viele sind sie kaum mehr als dekorative Schnörkel an den Buchstabenenden. Doch in Wahrheit haben Serifen eine lange Geschichte, eine klare Funktion und einen erheblichen Einfluss auf die Lesbarkeit und Wirkung von Texten. In diesem Artikel klären wir, was Serifen sind, wofür sie eingesetzt werden und wann der bewusste Umgang mit ihnen gestalterisch sinnvoll ist.

Was genau sind Serifen?

Serifen sind kleine, meist horizontale Linien oder Häkchen, die an den Enden von Buchstabenstrichen erscheinen. Sie bilden die Abschlüsse an Buchstaben wie T, E oder N – typischerweise in klassischen Schriftarten wie Garamond oder Times New Roman. Ihr Ursprung liegt in der Antike: Bei römischen Inschriften wurden Buchstaben in Stein gemeißelt, und die Serifen entstanden vermutlich durch den Ansatz des Meißels oder die Vorzeichnung mit dem Pinsel.

Heute sind Serifen ein prägendes Stilmittel für sogenannte Serifenschriften. Im Gegensatz dazu stehen serifenlose Schriften – auch als Groteskschriften bekannt –, die auf diese Abschlüsse verzichten. Beispiele dafür sind Helvetica oder Arial. Der Unterschied zwischen serifisch und serifenlos ist nicht nur ästhetisch, sondern hat auch Auswirkungen auf die Funktion und Wirkung einer Schrift.

Die Funktion von Serifen

Trotz ihrer schlichten Form erfüllen Serifen mehrere gestalterische und funktionale Aufgaben. Besonders im Fließtext sorgen sie dafür, dass Buchstaben optisch miteinander verbunden erscheinen. Das menschliche Auge erkennt Wörter schneller, wenn die Buchstaben durch Serifen quasi „geführt“ werden. Vor allem in gedruckten Texten verbessert sich dadurch die Lesbarkeit, insbesondere bei längeren Passagen.

Darüber hinaus verleihen Serifen einer Schrift ein traditionelles, klassisches Erscheinungsbild. Sie vermitteln ein Gefühl von Seriosität, Stabilität und Zeitlosigkeit. Aus diesem Grund werden Serifenschriften häufig in Büchern, Zeitungen, literarischen Texten oder im hochwertigen Editorial Design eingesetzt.

Wann sind serifenlose Schriften sinnvoll?

Serifenlose Schriften wirken dagegen moderner, klarer und oft neutraler. Sie eignen sich besonders gut für digitale Anwendungen wie Webseiten, Apps oder Benutzeroberflächen, da sie auf Bildschirmen oft besser lesbar sind – vor allem in kleineren Schriftgrößen oder bei niedrigeren Auflösungen. Auch im Corporate Design werden serifenlose Schriften häufig verwendet, weil sie eine reduzierte, sachliche Ausstrahlung mitbringen.

Dennoch gibt es keine festen Regeln dafür, wann welche Schriftart eingesetzt werden sollte. Entscheidend ist immer der Kontext: Soll der Text ruhig und literarisch wirken, ist eine Serifenschrift oft die bessere Wahl. Geht es dagegen um Information, Funktionalität oder moderne Gestaltung, bietet eine serifenlose Schrift meist mehr Klarheit.

Serifen sind weit mehr als ein gestalterisches Detail. Sie haben Einfluss auf die Lesbarkeit, auf die Wirkung eines Textes und auf die gesamte Wahrnehmung eines Designs. Der Unterschied zwischen Serifenschriften und serifenlosen Schriften mag auf den ersten Blick gering erscheinen – doch im professionellen Design entscheidet er oft über den Charakter und die Funktion eines Produkts.

Ob klassisch mit Serifen oder modern ohne – wer versteht, wie Schrift funktioniert, trifft fundiertere Entscheidungen bei der Gestaltung. Und genau das ist entscheidend für gutes, durchdachtes Design.

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